Jeder Punkt zählt / Trainer Oliver Richter mit positivem Fazit nach 100 Tagen im Amt
(ml) Wenn am Freitagabend um 19:30 Uhr in der heimischen Energie-Arena das Oberligaspiel zwischen dem FC Strausberg (FCS) und Aufstiegsaspirant Tennis Borussia Berlin angepfiffen wird, wird FCS-Trainer Oliver Richter gut 100 Tage als Übungsleiter für die Geschicke des Oberligisten aus der grünen Stadt am See verantwortlich sein. Auf seine Eindrücke angesprochen formuliert er es diplomatisch, wenn er sagt, dass er eine Mannschaft vorgefunden hat, die zwar verbal eine Einheit zu sein vorgab, aber dies nicht wirklich war. Fehlendes Selbstbewusstsein und der gewisse Schlendrian, sprich Disziplinlosigkeit, missfielen dem Coach als ehemaligem Zeitsoldaten besonders. In der Ansprache und der Gangart sicherlich ein stückweit härter, als sein Vorgänger, trennte sich der Verein in der Winterpause dann auch von Spielern, die damit das ein oder andere Problem hatten. Die, die weiter an Bord sind, betonen aber unisono, dass der Schritt, die Zügel straffer zu ziehen, ohne Zweifel nötig war.
Besonderes Augenmerk legte Richter zunächst auf die Defensive, war man doch bei seinem Amtsantritt die Schießbude der Liga. Zwar konnte die Anzahl der Gegentore deutlich reduziert werden; weitere Niederlagen verhindern konnte aber auch dieser Schritt nicht. Immerhin – von den letzten fünf Hinrundenspielen gingen die Richter-Jungs dreimal ungeschlagen vom Platz und stehen aktuell nur zwei Punkte vom rettenden Ufer entfernt. Man hat es also selbst in der Hand, das gesteckte Saisonziel Klassenerhalt zu schaffen, schließlich geht es in der unteren Tabellenhälfte sehr eng zu. Freude bereitete allen FCS-Verantwortlichen, dass der Kapitän der A-Junioren, Aaron Weber, in der Hinrunde seine ersten Spielminuten in der Oberliga erhielt. Dies entspricht dem Selbstverständnis, mit dem Richter beim FCS angetreten ist und unterstreicht die Ziele des Vereins, konsequent auf „Junge Wilde“ zu setzen und grundsätzlich wieder näher an den Nachwuchs heranzurücken, der sich – insbesondere bei den B- und C-Junioren – im Aufwind befindet. Denn auch in deren Reihen gibt es Jungs, die das Zeug zur Oberliga haben. Dafür wird die Mannschaft alles raushauen und hofft, so auch die Fans wieder mit ins Boot zu holen.
Denn an den Abstieg denkt derzeit niemand. Vielmehr sind sie beim FCS aufgrund der guten Vorbereitung sowie den Neuzugängen optimistisch, dass auch im sechsten Jahr der Ligazugehörigkeit die Klasse gehalten werden wird. Die Defensive zeigte sich zuletzt stabil, so dass das Hauptaugenmerk in der Winterpause auf die Verstärkung der Offensive gelegt wurde. Mit Khaled Akasha verpflichtete der FCS einen echten Linksaußen. Akasha kam zuletzt bei Hertha Zehlendorf nur zu 26 Spielminuten in der Hinrunde und hat in den Vorbereitungsspielen schon eine gute Rolle gespielt. Zurück beim FCS ist auch Martin Kemter, der sich jedoch zunächst in Absprache mit dem Trainerteam einer Meniskus-Operation unterzog und voraussichtlich ab Mitte April zeigen soll, dass er das Torschießen bei seiner Zwischenstation in Luckenwalde nicht verlernt hat. Richter überzeugte zudem seinen Freund Vincent Lipp, sich auch im hohen Fußballalter von 35 Jahren noch einmal einer echten sportlichen Herausforderung zu stellen. Neben Mathias Reischert wird Lipp nun mit seiner Erfahrung eine wichtige Stütze im Team sein. Mit Sergen Karsli verpflichtete man zudem einen dritten Torwart.
Niemand im Verein erwartet zu Beginn der Rückrunde in den ersten vier Spielen gegen Mannschaften, die zur TOP 5 der Liga zählen, Wunder. Da aber jeder Punkt zählt, darf und wird man auch mit einem Unentschieden sehr zufrieden sein. Los geht es am Freitag gegen den Tabellenzweiten Tebe, danach geht es zum Tabellenvierten Hertha Zehlendorf, bevor sich dann das Heimspiel gegen den Tabellenführer Greifswalder FC und das Auswärtsspiel beim Fünften in Pampow anschließt. Unterstützung kann unsere Mannschaft von den Rängen dabei immer gebrauchen.
Oliver Richter ist seit Oktober 2019 Coach des Oberligisten FC Strausberg